Wissen Sie wer ich bin?“ schrie der Mann der vor mir in meinem Büro stand und baute sich in einer Drohgebärde vor mir auf. Zum Glück wusste ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Erst später erzählte man mir, dass er ein selbstständiger Handwerker und stadtbekannter Schläger war. „Sie geben meinem Sohn keine Strafarbeit auf!“ Damals hatte ich eine Stelle als Einrichtungsleitung einer sogenannten Freiwilligen Ganztagsschule im Saarland. Das war eine Einrichtung, die die Nachmittagsbetreuung der Kinder in einer Grundschule organisierte. Was war passiert? Der Sohn dieses Mannes war zum wiederholen Male dadurch aufgefallen, dass er sich beim Mittagessen schlecht benommen und andere Kinder schikaniert hatte. Daraufhin hatte ich als pädagogische Maßnahme ihm die Aufgabe gegeben, beim Mittagessen einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten z. B. indem er beim Tisch decken hilft. Nun stand der Vater dieses Jungen vor Wut schnaubend in meinem Büro und beschimpfte mich. Ganz offensichtlich war es sein Plan mich einzuschüchtern und zu beleidigen, was Männer bei einer zierlichen Frau wie mir, die gerade mal 1,64 Meter groß ist öfters versuchen. Leider war ich damals nicht gut vorbereitet auf diese Situation um cool und entspannt zu reagieren.
Du kennst das sicher auch: Jemand kritisiert dich oder wird sogar unfreundlich, und plötzlich kochen die Emotionen hoch. Aber keine Sorge, mit den richtigen Tipps kannst du genauso cool bleiben wie ein Eiswürfel im Nordpolarmeer!
Um solchen Angriffen ausgesetzt zu sein musst du nicht als Türsteher in einer Hamburger Hafenkneipe arbeiten. Jeder von uns wird irgendwann einmal mit unfreundlichen Kommentaren oder scharfer Kritik konfrontiert. Diese Situationen können emotional aufwühlend sein und es ist oft schwer, ruhig zu bleiben, vor allem wenn man ein Mensch ist, der zur Impulsivität neigt, so wie ich.
Hier verrate ich dir einige bewährte Strategien, um souverän auf Angriffe und Kritik zu reagieren.
1. Tief durchatmen
Wenn du merkst, dass du emotional reagierst, nimm dir einen Moment Zeit, um tief durchzuatmen. Das hilft, deine Gedanken zu ordnen und deine Emotionen zu beruhigen. Ein ruhiger Geist ist besser in der Lage, rational und überlegt zu reagieren.
2. Noch einmal tief durchatmen und nicht persönlich nehmen
Es ist normal und liegt in unserer Psyche, dass wir eine Abwehrhaltung einnehmen, wenn wir uns angegriffen fühlen. Aber würdest du dich angegriffen fühlen, wenn dein Kaninchen deine Blumen frisst? Natürlich nicht. Genauso sollte du Menschen betrachten, die dich zu Unrecht angreifen. Nimm sie nicht ernst. Du demonstrierst Überlegenheit, wenn du dich nicht provozieren lässt sondern eine kühlen Kopf bewahrst. Außerdem verschaffst dir dadurch Respekt bei deinem Gegenüber.
3. Fokus auf den Inhalt
Konzentriere dich auf den Inhalt des Gesprächs, nicht auf den Tonfall oder die Emotionen der anderen Person. Frage dich, was das eigentliche Problem ist und wie es gelöst werden kann. Indem du die Sachebene betrachtest, kannst du effektiver auf die Kritik eingehen.
4. Aktives Zuhören
Höre genau zu, was die andere Person sagt, und wiederhole es in deinen eigenen Worten, um sicherzustellen, dass du richtig verstanden hast. Das zeigt, dass du aufmerksam bist und die Anliegen ernst nimmst. Zum Beispiel: „Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie unzufrieden mit…“
5. Sachliche Sprache verwenden
Verwende neutrale und sachliche Formulierungen, auch wenn die andere Person emotional ist. Das hilft, die Diskussion auf eine sachlichen Ebene zu bringen . Außerdem willst du, dass dein Gegenüber sich beruhigt und nicht den Konflikt unnötig anheizen. Und gleichzeitig möchtest du Überlegenheit und Souveränität demonstrieren. Zum Beispiel: „Ich verstehe, dass Sie frustriert sind. Lassen Sie uns gemeinsam nach einer Lösung suchen.“
6. Grenzen setzen
Wenn jemand unhöflich oder beleidigend wird, solltest du höflich aber bestimmt darauf hinweisen, dass ein respektvoller Ton notwendig ist, um das Gespräch fortzusetzen. Zum Beispiel: „Ich möchte Ihnen gerne helfen, aber ich bitte darum, dass wir respektvoll miteinander sprechen.“
Direkter Hinweis auf respektloses Verhalten: „Ich bin gerne bereit, Ihnen zu helfen, aber ich werde nicht akzeptieren, dass Sie mich beleidigen oder einschüchtern.“
Festlegen klarer Grenzen: „Ich akzeptiere keine persönlichen Angriffe. Wenn wir konstruktiv kommunizieren können, bin ich gerne für Sie da.“
Selbstbewusstes Statement: „Ich lasse mich nicht von unhöflichem Verhalten beeinflussen. Wenn Sie konstruktive Kritik haben, bin ich bereit zuzuhören.“
Und manchmal wenn es dir zu bunt wird, was dein Gegenüber sich erlaubt, kann auch eine schlagfertige Antwort auf eine Beleidigung weiterhelfen: „Das ist Ihre Meinung. Nach der Sie übrigens niemand gefragt hat.“
Ich denke mir in solchen Fällen immer: „Stil ist halt nicht jedem gegeben.“
7. Lösungsorientiert bleiben
Richte deinen Fokus darauf, eine Lösung zu finden. Frage nach konkreten Details, die dir helfen können, das Problem zu verstehen und zu lösen. Zum Beispiel: „Können Sie mir bitte genauer erklären, was passiert ist, damit ich Ihnen besser helfen kann?“
Diese Tatsache ist wichtig für dich zu verstehen: Hinter einem aggressiven Verhalten verbergen sich Unsicherheiten und Angst. Du kannst also davon ausgehen, dass du es mit einem Gegenüber mit einem schwachen Selbstwertgefühl zu tun hast. Nur jemand der sich angegriffen und bedroht fühlt reagiert aggressiv.
Im Autogenes Training lehre ich meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer, die Rolle eines Beobachters einzunehmen und die eigenen Gefühle und Gedanken wie von außen zu betrachten. Dass hilft dir Abstand zu den eigenen Emotionen zu bekommen. Die Emotionen haben dich dann nicht mehr im Griff, sondern du hast mit etwas Übung mehr und mehr deine Emotionen im Griff. Probiere es aus. Je länger du es übst desto leichter gelingt es dir.
Ich glaube an dich, solange bis du auch an dich glaubst.
Trau dich, sei anders.
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Sehr interessante Details, die Sie bemerkt haben, danke fürs Einstellen.