Verkürzte Aufmerksamkeitsspanne

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05.01.2025 | 18:44h
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05.01.2025 | 19:08h
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Verkürzte Aufmerksamkeitsspanne

Das unsichtbare Problem unserer Zeit

Hast du das Gefühl, dass es immer schwerer wird, dich auf etwas zu konzentrieren?
Du bist nicht allein. Die Fähigkeit, längere Zeit bei einer Sache zu bleiben, scheint in unserer Gesellschaft immer mehr verloren zu gehen.

Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Erfahrungen mit der Herzchakra-Meditation in den 1990er-Jahren. Damals war es für mich selbstverständlich, mich stundenlang in die sanfte Tiefe der Meditation zu versenken. Doch heute fällt das vielen meiner Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer schwer.

In einer Zeit ohne soziale Medien und ständige digitale Ablenkung war es einfacher, sich auf einen Moment der Ruhe und Konzentration einzulassen. Heute, in einer Welt, die von Reizen überschwemmt wird, fällt es uns zunehmend schwer, länger bei einer Sache zu bleiben. Unsere Aufmerksamkeit wird ständig auf neue, schnell konsumierbare Inhalte gelenkt.

Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Was hat sich verändert?

In den späten 1990er-Jahren besuchte ich ein Seminar mit dem Titel „Einführung in das Internet“. Ja, solche Seminare gab es wirklich – und ja, ich war dabei! Das kommerzielle Internet steckte noch in den Kinderschuhen. Es war die Zeit von Netscape, piependen Modems und Telefonleitungen, die blockiert waren, sobald man sich ins Netz einwählte.

Ich erinnere mich noch gut, wie wir alle um die wenigen Computer saßen, neugierig darauf, was diese neue Technologie bringen würde. Es gab ein paar Firmen, die schon online waren, ein paar Suchmaschinen (die Google längst nicht das Wasser reichen konnten), und hier und da ein Forum, in dem wild diskutiert wurde.

Damals waren wir fasziniert von der neuen Technologie, aber das Internet war noch in seiner kindlichen Phase. Es war eine langsame, bewusste Entdeckung. Heutzutage, mit der ständigen Verfügbarkeit von Informationen, wird uns das gleiche Internet mit einer Geschwindigkeit und Intensität serviert, die kaum noch Raum für langsame, vertiefte Erfahrungen lässt.

 

TikTok, kurze Clips und das Problem der Reizüberflutung

Heute, knapp drei Jahrzehnte später, sieht die Welt ganz anders aus. Ein Dauerfeuer aus Infos, Bildern und Videos bombardiert uns sekündlich – TikTok und Co. sei Dank. Und unsere Aufmerksamkeitsspanne? Schrumpft dabei schneller als ein schlecht gewaschener Wollpulli.

Plattformen wie TikTok, Instagram und Co. haben die Art und Weise, wie wir Inhalte konsumieren, revolutioniert. Ein Video dauert dort oft nur wenige Sekunden, und es ist speziell darauf ausgelegt, unsere Aufmerksamkeit sofort zu fesseln: laute Musik, schnelle Schnitte, grelle Farben.

TikTok und ähnliche Plattformen nutzen ausgeklügelte Algorithmen, um uns immer wieder mit Inhalten zu versorgen, die uns interessieren. Und wenn ein Clip endet? Das nächste Video startet automatisch. Ohne Pause. Ohne Entscheidung.

Studien zeigen, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen heute bei etwa 8 Sekunden liegt – kürzer als die eines Goldfischs. *

Aber warum ist das so? Und was bedeutet das für uns als Gesellschaft?

Das Ergebnis:
Unser Gehirn wird darauf trainiert, immer kürzere Inhalte zu bevorzugen. Jedes Mal, wenn wir ein neues Video sehen, schüttet unser Gehirn Dopamin aus – das Glückshormon. Dieser schnelle Belohnungseffekt macht süchtig. Wir wollen immer mehr, immer schneller, immer bunter.

 

Die Veränderung unserer Medienlandschaft

Diese Veränderungen in der Medienlandschaft betreffen nicht nur unsere Unterhaltungsgewohnheiten, sondern haben auch weitreichende Konsequenzen für unser Leben. Die ständige Reizüberflutung und die schnelle Belohnung, die durch diese Medienformate ausgelöst wird, machen es immer schwerer, uns auf langfristige Ziele zu konzentrieren und tiefere, nachhaltigere Erfahrungen zu machen.

Das Problem betrifft nicht nur soziale Medien. Auch klassische Unterhaltungsformate haben sich angepasst.
Ein Beispiel: Fernsehfilme und Serien. Vor 20 Jahren waren Szenen oft länger, der Handlungsbogen gemächlicher. Heute sehen wir rasante Schnitte, parallele Handlungsstränge und Cliffhanger an jeder Ecke. Unser Gehirn ist ständig in Alarmbereitschaft, weil es denkt: „Ich darf nichts verpassen!“

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Und genau das verändert, wie wir denken und fühlen. Wir verlernen, uns auf komplexe, längere Inhalte einzulassen.

 

Die Folgen für unser Leben

Die Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne ist mehr als nur eine lästige Nebenwirkung. Sie hat tiefgreifende Konsequenzen:

  • Schwierigkeiten, langfristige Ziele zu verfolgen: Wenn wir ständig nach schnellen Belohnungen suchen, fällt es uns schwer, Geduld zu üben und langfristig zu denken.
  • Oberflächliche Beziehungen: Gespräche werden von Unterbrechungen durch Smartphones dominiert. Tiefe Verbindungen leiden.
  • Erschöpfung: Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, ständig in Alarmbereitschaft zu sein. Chronische Überforderung und Burnout sind die Folge.

 

Die Herausforderung für die jüngste Generation

Während viele Erwachsene noch eine Zeit ohne Smartphones und soziale Medien erlebt haben, wachsen Jugendliche heute in einer völlig anderen Welt auf. Ihr Alltag wird oft von Bildschirmen dominiert – vom Smartphone über Tablets bis hin zu Gaming-Konsolen.

Das Ergebnis? Weniger Bewegung, weniger Zeit im Freien und ein steigendes Risiko für körperliche und mentale Probleme. Viele Jugendliche verbringen Stunden auf TikTok, Instagram oder Snapchat, was nicht nur ihre Aufmerksamkeitsspanne, sondern auch ihre sozialen Fähigkeiten beeinträchtigen kann. Ich kann es sehr gut verstehen, warum  Kritiker diese Plattformen sogar „asoziale Medien“ nennen.

 

Medienkonsum und ADHS – gibt es einen Zusammenhang?

Studien legen nahe, dass exzessiver und früher Medienkonsum das Risiko für Konzentrationsprobleme erhöhen kann. Die ständige Reizüberflutung, die Smartphones und soziale Medien erzeugen, kann ähnliche Symptome wie ADHS hervorrufen oder bestehende Probleme verstärken. Kinder und Jugendliche, die Stunden vor dem Bildschirm verbringen, gewöhnen sich daran, dass ständig etwas passiert – und verlieren die Fähigkeit, sich über längere Zeit auf ruhigere Aktivitäten zu konzentrieren. **

Gleichzeitig geht die Zeit, die früher für Bewegung und andere wichtige Entwicklungsfaktoren genutzt wurde, oft verloren. Kinder und Jugendliche sitzen mehr und bewegen sich weniger – ein Risikofaktor für Übergewicht, aber auch für mentale Gesundheit.

Wie können wir gegensteuern?
Es ist wichtig, dass wir – als Eltern, Pädagogen und Pädagoginnen oder einfach als Erwachsene, die Verantwortung übernehmen – Jugendlichen Alternativen bieten. Gemeinsame Aktivitäten in der Natur, Sport oder kreative Projekte können helfen, einen Ausgleich zu schaffen. Und ja, auch ein bewusster Umgang mit digitalen Medien kann geübt werden.

Indem wir Jugendlichen zeigen, wie wertvoll echte Erlebnisse abseits von Bildschirmen sind, können wir ihnen helfen, einen gesunden Umgang mit der digitalen Welt zu entwickeln – bevor sie von ihr überrollt werden.

 

Der Weg zurück zu mehr Aufmerksamkeit

Doch es gibt Hoffnung. Du kannst dich bewusst dafür entscheiden, dem Trend entgegenzuwirken. Du kannst deine Aufmerksamkeit zurückgewinnen.

Hier sind einige einfache Möglichkeiten, wie du das schaffen kannst:

  • Leg digitale Pausen ein: Gönn dir regelmäßig Auszeiten von sozialen Medien und Bildschirmen. Das bringt deinen Kopf wieder in die Spur und schafft Raum für Klarheit.
  • Praktiziere Achtsamkeit: Ob Meditation, Atemtechniken oder Entspannungsübungen wie Autogenes Training – all das hilft dir, deine Fähigkeit zu stärken, länger bei einer Sache zu bleiben und deinen Geist zur Ruhe zu bringen.
  • Geh raus in die Natur: Ein Spaziergang im Wald oder ein Nachmittag im Park wirken oft Wunder. Die Natur hilft dir, deinen Geist zu erden und den ständigen Reizüberflutungen zu entkommen.
  • Konsumiere bewusst: Bevor du endlos scrollst, frag dich: „Was möchte ich heute bewusst lesen, anschauen oder hören?“ So entscheidest du aktiv, womit du deine Zeit füllst, statt dich einfach berieseln zu lassen.

 

Zeit für Veränderung

Die verkürzte Aufmerksamkeitsspanne ist nicht nur ein individuelles Problem – sie betrifft uns als Gesellschaft. Doch wir können gegensteuern, indem wir bewusster leben und konsumieren.

Es wird vielleicht nicht einfach, wieder länger konzentriert zu bleiben. Aber du wirst schnell merken, wie gut es dir tut. Du wirst sehen, wie sehr du dein Leben verbessern kannst, indem du deinen Fokus zurückgewinnst. Du wirst sehen, wie viel besser du dich fühlst – in deinem Alltag, in deinen Beziehungen und in deinem Kopf. Du kannst den Fokus zurückgewinnen. Der erste Schritt dazu bist du selbst.

 

Quellen:

* Goldfisch Studie von Microsoft Kanada aus dem Jahr 2015. Link zu Time.

** Zu den Themen ADHS und der Zusammenhang mit Medienkonsum gibt es zahlreiche Studien und wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit den Auswirkungen von Bildschirmzeit und digitalem Medienkonsum auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen befassen.

  1. American Academy of Pediatrics (AAP):
    Eine der bekanntesten Quellen für Studien und Empfehlungen zum Thema Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen. Die AAP warnt vor den Auswirkungen von übermäßigem Medienkonsum, der zu Aufmerksamkeitsstörungen und einem erhöhten Risiko für ADHS führen kann.Quelle: „Media and Young Minds“, American Academy of Pediatrics (2016) – Link zur AAP
  2. Mayo Clinic:Die Mayo Clinic beschreibt in einem Artikel die möglichen Auswirkungen von Bildschirmzeit auf Kinder und Jugendliche, einschließlich der Verbindung zu ADHS-Symptomen wie Ablenkbarkeit und Impulsivität.
    Quelle: „Social media and kids: some benefits, some worries“, Mayo ClinicLink zum Artikel
  3. Study in the Journal of the American Medical Association (JAMA):
    Eine Studie in JAMA zeigte, dass exzessive Bildschirmnutzung bei Kindern mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von ADHS und anderen Konzentrationsstörungen verbunden ist.
    Quelle: „Association Between Increased Screen Time and ADHD Symptoms in Children“, Journal of the American Medical Association, 2021 – Link zu JAMA
  4. National Institute of Mental Health (NIMH):
    Das NIMH befasst sich in verschiedenen Artikeln mit den Auswirkungen von Bildschirmzeit und digitaler Mediennutzung auf psychische Gesundheit und ADHS, auch wenn es noch viele offene Fragen gibt.
    Quelle: „Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder“, National Institute of Mental HealthLink zum NIMH

 

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