Was ist Co-Abhängigkeit?
Gehörst du zu denen, die in einer Beziehung immer scheinbar zu sehr lieben? Hast du das Gefühl, in deiner Beziehung gibst du oft mehr, als du bekommst? Fällt es dir schwer Nein zu sagen? Ist es dir schön öfters passiert, dass deine Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft ausgenutzt wurde? Möchtest du gerne anderen Menschen helfen? Und fragst du dich manchmal, wo Hilfsbereitschaft aufhört und Ausgenutzt werden anfängt? Dann ist dieser Artikel genau das Richtige für dich. Dann könnte es sein, dass du ein Thema mit Co-Abhängigkeit hast.
Angehörige und Partner von Suchtkranken
Der Begriff Co-Abhängigkeit wurde ursprünglich für die Partnerinnen und Partner von Suchtkranken benutzt. Doch später wurde der Begriff weiter gefasst, als man herausfand, dass auch häufig die Partnerinnen und Partner von Narzissten sowie Partnerinnen und Partner von Menschen mit Bindungsangst dieselbe Persönlichkeitsstruktur zeigen. Es sind Menschen, die schnell in eine emotionale Abhängigkeit geraten.
In diesem Artikel geht es um allgemeine emotionale Abhängigkeit, nicht speziell um die Thematik co-abhängige Partner suchtkranker Menschen.
Emotionale Abhängigkeit
Treffen mehrere der folgenden Punkte auf dich zu? Dann hast du wahrscheinlich eine Neigung zu emotionaler Abhängigkeit.
- Bist du in deinen Beziehungen immer derjenige der mehr gibt als er bekommt? Empfindest du oft ein Ungleichgewicht in Beziehungen? Hat dein Gegenüber Bindungsangst und mauert und verhält sich machmal dir gegenüber sehr abweisend?
- Du hast eine große Angst davor, verlassen zu werden oder allein zu sein.
- Du bleibst oft in Beziehungen und Situationen, die dir schaden, viel zu lange.
- In Beziehungen hast du oft Verlustangst oder Angst verlassen zu werden. Deshalb neigst du dazu, in einer Beziehung zu sehr zu „klammern“.
- Du bist ungern alleine.
- Du verbringst viel Zeit mit anderen Menschen, um dich selbst nicht mit dir beschäftigen zu müssen.
- Du zweifelst oft an dir selbst. Wenn es Streit in deiner Beziehung gibt, suchst du die Schuld meistens nur bei dir und fühlst dich für alles alleine verantwortlich. Vielleicht gibt auch dein Partner dir alleine oft die Schuld am Streit.
- Du möchtest es am liebsten immer allen Recht machen. Du stellst die Bedürfnisse der anderen grundsätzlich über deine eigenen Bedürfnisse. Deine Bedürfnisse nimmst du zurück. Du hast die Neigung, dich für Partnerschaft und Familie völlig aufzuopfern.
- Es fällt dir schwer, notwendige Grenzen zu setzen und aufrechtzuerhalten.
- Es fällt dir schwer Nein zu sagen. Wenn du dann doch einmal Nein sagst und deine Grenzen setzt, kommst du dir egoistische vor.
- Wenn deine Grenzen oft überschritten werden, neigst du irgendwann zu großer Wut und reagierst über, wenn du dann mal versuchst, deine Grenzen zu setzen.
- Du bist oft unsicher, was andere von dir denken und suchst Anerkennung und Bestätigung von anderen.
- Du bist gerne hilfsbereit, der geborene Heiler bzw. Heilerin oder Helfer bzw. Helferin.
- Du neigst du Eifersucht in Beziehungen.
- In einer Beziehung vernachlässigst du deine eigenen Hobbies und Interessen und richtest dich nur noch nach deinem Partner oder deiner Partnerin
- Du neigst dazu, andere Menschen ändern zu wollen.
- Du siehst in allen Menschen immer nur das Gute. Du bist bereit sehr viel hinzunehmen und zu verzeihen, wenn du jemanden liebst, auch wenn er dir weh tut.
- Du neigst dazu, anderen gegenüber übermäßig fürsorglich zu sein.
- Es fällt dir schwer, deine eigenen Gefühle wahrzunehmen, weil die Gefühle der anderen dir wichtiger sind als deine eigenen.
- Du nimmst die Meinungen und Gefühle anderer wichtiger als deine eigenen, aus Angst vor Ablehnung.
- Du fühlst dich schnell überflüssig oder unbedeutend, wenn du nicht das Gefühl hast, gebraucht zu werden.
- Du hast oft das Gefühl, dass du alles unter Kontrolle haben musst.
- Du wirst unsicher, wenn du nicht weißt, was dein Gegenüber denkt oder fühlt.
- Um nicht abgelehnt zu werden, verleugnest du oft deine eigenen Werte.
- Du stellt dein Licht unter den Scheffel und machst dich selber klein.
- Du lässt andere Menschen Kontrolle über dich ausüben, aus Angst vor Vernachlässigung oder Missbrauch.
- Du bist oft sehr streng mit dir selbst und beurteilst dich nach den Maßstäben anderer.
- Aus Angst, von anderen überwältigt zu werden, ziehst du dich manchmal zurück oder vermeidest den Kontakt zur Außenwelt.
Typische Aussagen von Co-Abhängigen
- „Alles wäre besser, wenn er/sie sich ändern würde.“
- „Ich gebe oft mehr, als mir guttut.“
- „Die Bedürfnisse anderer stelle ich häufig über meine eigenen.“
- „Ich kenne lieblose Beziehungen gut, aber ich hoffe weiterhin, anderen gefallen zu können.“
- „Ich finde mich immer wieder in denselben schlechten Beziehungen wieder.“
- „Ich schäme mich für meine Beziehungsprobleme und spreche nicht gerne darüber.“
- „Ich denke oft, dass alles meine Schuld ist.“
- „Ich weiß meist besser, was andere von mir wollen, als was ich selbst möchte.“
- „Ich übernehme oft mehr Verantwortung für andere, als nötig wäre.“
Tiefere Ursache: negative Glaubenssätze
Die tieferen Ursachen für emotionale Abhängigkeit liegen meisten in der eigenen Kindheit, in der man keine positive Bindungserfahrung machen konnte. Diese fehlende sichere Bindung in der Kindheit hat zu einem inneren Gefühl von Mangel an Liebe und Zuwendung geführt, die sich im Erwachsenenalter fortsetzt. Durch solche negative Beziehungserfahrungen sind negative Glaubenssätze entstanden. Typische negative Glaubenssätze von Menschen mit einem Hang zur emotionalen Abhängigkeit sind:
- „Ich muss etwas tun um geliebt zu werden.“
- „Ich muss mich ganz doll bemühen, um geliebt zu werden.“
- „Ich schaffe es nicht allein.“
Verlustangst
Menschen mit starker Verlustangst neigen außerdem dazu, in einer Beziehung zu „klammern“. Da sie sich der Beziehung nie sicher fühlen, kann das bis hin zu kontrollierendem Verhalten und starker Eifersucht gehen. Ihnen fehlt die Erfahrung einer sicheren Bindung, die einfach da ist. Sie sind sich der Bindung zum anderen nicht sicher und versuchen durch dieses Verhalten die Bindung zu aktivieren, wie ein kleines Kind, das sich an die Mutter klammert. Man spricht hier von einem unsicher-ambivalenten Bindungsstil. Da dieser Bindungsstil sich oftmals ein Gegenüber sucht, welches einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil hat, versucht dieses nun wiederum der Nähe zu entkommen mit deaktivierenden Verhaltensweisen. Es ist so als würde der co-abhängige Part ständig an dem anderen ziehen. Und dieser wiederum zieht in die andere Richtung. So hält sich die Beziehung in der Waage.
Hör auf es allen recht machen zu wollen!
Du versuchst es immer allen recht zu machen? Die Bedürfnisse der anderen stellt du über deine eigenen? Das kommt daher, dass du nie gelernt hast, deine eigenen Bedürfnissen wahrzunehmen und zu äußern. Und genau hier liegt die große Lernaufgabe für Co-Abhängige. Co-Abhängige sind geborene Helfer und Heiler. Sie opfern sich auf für andere, geben in Beziehungen mehr als sie bekommen. So laufen sie Gefahr ausgenutzt zu werden.
Grenzen setzen und Selbstachtung lernen
In diesem Zusammenhang wird oft von „gesundem Egoismus“ gesprochen. Und gerade spirituelle Menschen und Menschen mit hohen ethischen Werten tun sich zu recht schwer damit. Egoismus als Selbstbezogenheit ist niemals gesund und steht unserer spirituellen Entwicklung und einer pro-sozialen Einstellung entgegen. Doch was ist dann genau der Unterschied zwischen Co-Abhängigkeit und einer gesunden Altruismus und Hilfsbereitschaft, die nicht ausgenutzt wird?
Es geht nicht darum, egoistisch und gefühlskalt zu werden. Das ist ein weit verbreitetes Missverständnis. Es geht darum, die eigenen Grenzen zu setzen und zwar dort zu setzen, wo dich jemand verletzt, erniedrigt oder etwas von dir verlangt, was für dich nicht gut ist. Es geht darum, zu lernen auch mal Nein zu sagen und sich abzugrenzen. Es geht dabei um Selbstachtung und Selbstrespekt, denn gerade diese fehlt co-abhängigen Menschen, die sich oftmals in Beziehungen völlig aufgeben und erniedrigen, in der Hoffnung dann endlich geliebt zu werden. Und letztendlich geht es darum, zu helfen, frei von Erwartungen. Ein co-abhängiger Mensch hilft, um dann endlich geliebt zu werden. Ein emotional gesunder Mensch hilft, weil er helfen möchte und handelt nicht aus einer inneren Bedürftigkeit heraus.
Die eigenen Bedürfnissen wahrnehmen, Abgrenzung und Selbstwert sind die Themen, an denen du arbeiten solltest, wenn du eine Neigung zur emotionalen Abhängigkeit hast.
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Bindungsstörung:
Sehr interessant! Ich glaube, ich habe gerade verstanden, dass ich selber immer wieder der co-abhängige Teil in Beziehungen gewesen bin.
Das freut mich, dass mein Blog-Artikel ein bisschen ein „Augenöffner“ war. Genau so soll es sein.
Ich habe mich sehr gefreut, diese großartige Seite zu entdecken. Ich muss dir für deine Zeit für diese fantastische Lektüre danken!! Ich habe definitiv jedes bisschen davon geschätzt und ich habe dich mit einem Lesezeichen versehen, um neue Informationen in deinem Blog anzusehen.
Hervorragender Blogbeitrag. Ich liebe diese Seite absolut. Schreib weiter!