Woran du erkennst, dass deine Beziehung dir nicht gut tut
Zuerst scheint es oft wie die große Liebe, das große Glück, manch eine glaubt sogar ihren Seelenpartner gefunden zu haben. Der Partner überschüttet dich mit Liebesschwüren, ist charismatisch, aufmerksam und gibt dir das Gefühl geliebt und begehrt zu sein. Dann auf einmal wird die Beziehung zur Hölle auf Erden. Er wertet dich ab, ist kalt und abweisen und du kannst es ihm einfach nicht mehr recht machen. Warum das so ist, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist eine toxische Beziehung? Der Begriff „toxische Beziehung“ ist wissenschaftlich nicht definiert. Er hat sich jedoch in den letzten Jahren umgangssprachlich immer mehr verbreitet als Begriff für dysfunktionale, Beziehungen mit destruktiven Charakter, in denen es zu körperlicher, sexualisierter oder psychischer Gewalt kommt.
Narzisstische Partner
Bei einer toxischen Beziehung hat meistens einer der beiden starke narzisstische Züge. Narzissten sind von ihrer Persönlichkeitsstruktur her so veranlagt, dass sie sich selber als grandios darstellen wollen. Nichts ist ihnen wichtiger als von anderen Menschen bewundert zu werden. Sie brauchen diese Bewunderung. In der Psychologie spricht man hier auch von der narzisstischen Zufuhr. Narzisstische Menschen stellen sich nie selber in Frage. Schuld sind immer die anderen. Narzisstische Mensche haben außerdem keine Empathie für andere. Die anderen dienen lediglich ihrer Bedürfnisbefriedigung. Sie benutzen anderen Menschen, so wie sie sie brauchen.
Der toxische Beziehungskreislauf mit einem Narzissten folgt einem bestimmten Muster:
Der Beginn der Beziehung
Beim Kennenlernen kann sich ein narzisstischer Partner sehr viel Mühe geben. Er, der ja danach bestrebt ist, sich in einem perfekten Licht zu zeigen und seine Welt als eine perfekte Welt darzustellen, idealisiert Anfangs auch seine Partnerin. Gerade narzisstische Partner wirken sehr charismatisch und selbstbewusst. Das gefällt Frauen, die sich nach einen starken, autonomen Mann sehnen. Der Partner idealisiert dich, verehrt dich, sagt dir, wie wunderbar du bist. Er überschüttet dich geradezu mit Liebesbekundungen. Er gibt dir das Gefühl einzigartig, geliebt und begehrt zu sein. Das nennt man auch „love bombing“. Zu Beginn einer toxischen Beziehung findet sich auch meistens ein Phänomen dass als „fast forwarding“ bezeichnet wird, ein etwas zu schnelles Vorangehen. Er spricht vielleicht schon nach dem ersten Date vom Heiraten und Zusammenziehen, drängt etwas zu schnell zu nächsten Schritten, stellt dich sofort seinen Freunden und seiner Familie vor. Doch gerade weil der Anfang solcher Beziehungen als so schön und intensiv erlebt wird, glauben viele, endlich ihren Traumpartner gefunden zu haben.
Die Abwertung
Der Narzisst braucht dieses Bild von seiner perfekten Welt und seinem perfekten Selbst. Wenn er anfängt zu bemerken, dass du nicht perfekt bist und also nicht in seine perfekte Welt passt, beginnt er dich zu kritisieren und dich abzuwerten. Damit beginnt der toxische Beziehungskreislauf. Narzissten sind leicht kränkbar und reagieren auf Kleinigkeiten übermäßig wütend. Nun auf einmal siehst du dich mit seiner Kritik konfrontiert. Du kannst es ihm nicht mehr recht machen. Kritik und Abwertung wechseln ab mit Zeiten in denen der dir in gewohnter Weise deine Zufuhr gibt, dir in gewohnter Weise schmeichelt und seine Liebe bekundet. Immer wieder willst du, dass es wieder so schön wird wie am Anfang der Beziehung. Du wirst süchtig nach diesem Zustand. In dieser Phase der Beziehung kommt es oft zum sogenannten „future faking“, das bedeutet er macht dir Versprechungen, die er nicht hält.
Die Manipulationstechniken
Im Gegensatz zu einer wertschätzenden Beziehung, in der beiden miteinander wachsen und sich unterstützen, ist eine toxische Beziehung mit einem narzisstischen Partner nur am Anfang schön. Sie entwickelt sich genau entgegengesetzt, sie wird immer destruktiver. Er gibt dir ständig die Schuld an allem und ist unfähig sich zu entschuldigen. Er nutzt Degradierung, Herabwürdigung und Schuldzuweisungen, um dich zu verunsichern. Er lügt und leugnet Aussagen, die er gemacht hat. Er isoliert dich von Freunden, Verwandten und Bekannten und vereinnahmt dich komplett. Er wirft dir Dinge vor, die er selber tut (Projektion). Eine Manipulationstechnik von narzisstischen Partnern nennt man Gaslighting. Beim Gaslighting versucht der Partner dich so zu verunsichern, dass du beginnst, an deiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln. Er redet dir ein, dass du verrückt bist, dass mit dir alleine etwas nicht stimmt. Der Partner greift dich ständig an, so dass dein eigenes Selbstwertgefühl immer geringer wird.
Ende – Trennung
Nach der Zeit der Abwertung hat der narzisstische Partner das Interesse an der Partnerin verloren. Er hat sie psychisch zerstört, ihr Selbstwertgefühl immer wieder angegriffen. Gerade Frauen, die sowieso ein schwaches Selbstwertgefühl haben, geraten oftmals an narzisstische Partner. Eine Beziehung mit einem Narzissten endet nicht selten mit deiner totalen emotionalen Verwüstung. Du bist am Ende. Doch du fühlst dich abhängig von ihm. Manchmal beendet ein Narzisst eine Beziehung an diesem Punkt, weil er sich keinen weiteren Nutzen davon verspricht. Manche Paare kommen nach einer Zeit der Trennung wieder zusammen. Dann beginnt der toxische Beziehungskreislauf von Neuem.
Besonders schlimm kann es werden, wenn die Partnerin eines Narzissten sich trennt. Dass kann den Narzissten sehr kränken. Nicht selten kommt es dann dazu, dass der Narzisst die Trennung nicht akzeptiert, dass er sie belästigt, versucht sie mit Versprechungen wieder zurück zu gewinnen oder sogar zum Stalker wird. In extremen Fällen kommt es nach einer Trennung, die durch die Partnerin erfolgte, auch zu körperlicher Gewalt oder sogar zu Tötungsabsichten.
Deshalb ist es so schwer sich zu lösen
Der Grund, warum es so schwer ist, sich aus einer solchen destruktiven Beziehung zu lösen und den Partner zu verlassen erklärt sich in der Psychologie mit dem Prinzip der intermittierende Verstärkung. Dieser Begriff kommt ursprünglich aus dem sogenannten Behaviorismus und ist ein Mittel der operanten Konditionierung. Der Narzisst verhält sich mal abweisend und entwertet die Partnerin, mal belohnt er sie, indem er ihr wieder Zufuhr gibt, wieder nett ist, Versprechungen macht. Doch sie weiß nie, wann sie diese „Belohnung“ erhält. Das macht sie süchtig nach der „Belohnung“, die sie immer wieder von ihm haben will. Doch in einer wertschätzenden Beziehung fängt man die Schwächen des anderen liebevoll auf und entwertet den Partner nicht. Dieses Verhalten hat also nichts mit Liebe zu tun.
Es gibt noch eine weitere psychologische Erklärung, warum es oft so schwer ist, sich aus einer toxischen Beziehung zu lösen. Das ist die Trauma-Bindung. Denn auch durch Gewalt und Missbrauch kann eine Bindung entstehen, die aber nicht zu verwechseln ist, mit einer sicheren Bindung im Sinne der Bindungstheorie (nach John Bowlby).
Stelle dir selber die Fragen:
- Entschuldigst du dich für Dinge, die du gar nicht getan hast?
- Fühlst du dich abhängig und glaubst nicht ohne deinen Partner leben zu können?
- Hast du das Gefühl, dass du es verdient hast, schlecht behandelt zu werden?
Bevor des möglich ist, einen Schlussstrich unter eine toxische Beziehung zu ziehen, muss erst das eigene Selbstwertgefühl gestärkt werden.
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